PRESSEMITTEILUNG, 7. Dezember 2022
Nach der Sitzung des Hauptausschusses am Dienstagabend fordert das Klimabündnis Karlsruhe ein Moratorium für die Umsetzung der Baumaßnahmen zur Erneuerung der Kaiserstraße.
Kundgebung für den Erhalt der Platanen am Samstag, 10.12.2022, 13 Uhr, Kaiserstraße/Ecke Waldstraße.
„Aus unserer Sicht ist nochmals deutlich geworden, dass Stadtverwaltung und Gemeinderat bei der Neugestaltung der Kaiserstraße eine Denkpause und einen Perspektivwechsel benötigen“, stellt Sprecher Ingo Laubenthal nach der Sitzung des Hauptausschusses am gestrigen Dienstag fest. Beispielhaft sei an diesem Projekt zu erkennen, dass die Ausrufung des Klimanotstands vor mehr als drei Jahren noch immer nicht zum notwendigen Umdenken geführt hat. Die Verwaltung habe im Hauptausschuss lediglich dargelegt, dass die Erhaltung der Platanen nicht möglich ist, wenn man nach den alten Plänen vorgeht. „Was vollkommen fehlt ist der Versuch einer Planung, die schon vom Ansatz her auf die Erhaltung des wertvollen Baumbestands ausgerichtet ist“, teilt das Bündnis mit.
Auch die kurzfristig anberaumte Anhörung von Expert:innen stößt beim Klimabündnis auf Kritik. „Unsere Bedenken gegen dieses Schnellverfahren haben sich leider bestätigt.“ Als Ausschussmitglieder beispielsweise die Frage stellten, ob man etwas über den Verlauf der Baumwurzeln herausfinden kann, ohne den Untergrund aufzugraben, habe seitens der Fachleute jeder Hinweis auf moderne Verfahren der zerstörungsfreien Wurzelortung gefehlt, die sich bei der Planung von Tiefbaumaßnahmen bewährt haben. Auch Hinweise auf besonders wurzelschonende technische Verfahren für das Verlegen von Leitungen haben in der Beratung keine Rolle gespielt. Außerdem wurde die Stellungnahme von Dr. Somidh Saha, Experte für Urbane Ökologie am KIT, nicht öffentlich diskutiert. Dr. Saha spricht sich für den Erhalt der Platanen aus.
„Ein Planungsansatz, der große Bäume als Störfaktor betrachtet und nur darauf abzielt, den Untergrund für die komfortable Verlegung neuer Leitungen zu optimieren, war im Grunde auch vor fünfzehn Jahren bereits verfehlt“, stellt Sprecher Laubenthal fest. „Die vom Tiefbauamt im Hauptausschuss präsentierten Zeichnungen mit einer Unzahl von Leitungen in schönster geometrischer Ordnung sind zwar beeindruckend zu sehen; aber im Gegensatz zur Ankündigung des Oberbürgermeisters sind keine externe Expert:innen aus dem Bereich Tiefbau zu Wort gekommen, die Alternativen zu den vorliegenden Planung hätten aufzeigen können.“
Als verfehlt betrachtet das Klimabündnis die Idee, den Verlust der Platanen teilweise durch große Sonnenschirme oder Sonnensegel zu kompensieren, wie im Hauptausschuss diskutiert wurde. Sie seien allenfalls gut gegen Sonnenbrand, könnten aber weder Kühlung noch Sauerstoff produzieren.
Zweifel gibt es auch am geplanten Bewässerungskonzept, bei dem – gerade in Trockenzeiten – große Mengen an Trinkwasser verbraucht würden. Geht es nach den Vorstellungen des Bündnisses, sollte die Stadt auch hier ein modernes Wassermanagement umsetzen, wie sie andernorts bereits eingesetzt wird: „Wir fordern ein Bewässerungskonzept, das ohne kostbares Trinkwasser auskommt. Bisher ist geplant, das Regenwasser über die Kanalisation abzuleiten. Wir fordern, moderne Technologien der Regenwasserrückgewinnung für die Bewässerung zu nutzen.“
Nicht zuletzt durch einen Brief von Oberbürgermeister Dr. Mentrup fühlt sich das Klimabündnis in seinem Kampf für die Platanen bestätigt. In einem Brief vom 1. Dezember 2022 hatte der OB geschrieben: „Die Jungbäume [gemeint sind die geplanten Zürgelbäume – die Red.] können in den ersten 20 bis 30 Jahren sicherlich nicht die Ökosystemleistungen der […] Platanen kompensieren.“ Mit dieser zutreffenden Aussage liefert OB Mentrup nach Ansicht der Klimaschützer selbst das beste Argument dafür, die Platanen zu erhalten und neue Bäume zunächst in den Lücken zwischen den Platanengruppen zu pflanzen. Klar wurde in der Sitzung des Hauptausschusses außerdem: Statt mit den Zürgelbäumen nur eine Baumsorte in der Kaiserstraße zu etablieren sollte eine Mischkultur aus verschiedenen Baumarten angelegt werden.
Das Klimabündnis ist überzeugt: Spätestens jetzt, wo die Folgen der Erderwärmung täglich spürbar werden, müssen bei einem solchen Projekt alte Denkmuster überwunden werden. Bäume sind keine Störfaktoren, vielmehr sichern sie unser Überleben. Eine gewisse Verzögerung und finanzieller Mehraufwand für eine neue Planung sind unter den Vorzeichen der Klimakrise gerechtfertigt und werden von den Karlsruher:innen mitgetragen.
Der Gemeinderat, so das Klimabündnis, kann die vorliegende Planung korrigieren, indem er sich am 20.12.2022 für ein Moratorium entscheidet, damit die offenen Fragen sachgerecht beantwortet werden können. Das Ziel sollte es sein, die Platanen in der Kaiserstraße, deren Beitrag für das Stadtklima durch die Pflanzung von Jungbäumen nicht zu ersetzen ist, weitestgehend zu erhalten.
Als Konsequenz aus der Sitzung des Hauptausschusses ruft das Bündnis zu weiterem Protest auf: „In der Platanenfrage haben wir aus der Bevölkerung viel Unterstützung bekommen. Deshalb bitten wir alle Bürgerinnen und Bürger am Samstag, dem 10.12.2022 um 13.00 Uhr zu unserer Kundgebung in die Kaiserstraße/Ecke Waldstraße zu kommen und die Online-Petition zu unterzeichnen.“